Gepostet am 5. April 2019

Spurwechsel – China als Technologieführer

5 April 2019 – Wachstum und Wohlstand vieler Industrieländer hängen am Faden der Chinesischen Wirtschaftspolitik. Während die USA auf dem Feld der Handelspolitik aktiv die Konfrontation mit China im Ausscheidungskampf um die führende Wirtschaftsnation sucht, müssen sich die Europäischen Volkswirtschaften mehr oder weniger an die wirtschaftspolitischen Strategien Pekings anpassen.

Der Spurwechsel von einer industriepolitischen zu einer immer stärker technologieorientierten Wirtschaftspolitik eröffnet insbesondere der deutschen Industrie weiterhin sehr gute unternehmerische Chancen im Land der Mitte.

Private und staatliche Investitionen in Hochtechnologie haben in China einen neuen Höchststand erreicht. Während Deutschland über die vermeintlichen Vorteile einer staatlichen Industriepolitik nachdenkt, um gewachsene Industriestrukturen vor dem Wettbewerb zu schützen, hat China bereits die nächste Transformationsphase eingeläutet. Ob im Stadtbild, in den Gesprächen mit jungen Unternehmern oder global agierenden Industriekonzernen, überall ist die große Begeisterung für Technologie und digitale Geschäftsmodelle erkennbar. Angetrieben vom gemeinschaftlichen Gefühl, dass nur die weltweite Technologieführerschaft in Zukunft den Wohlstand und das weitere Wachstum Chinas sichern wird, sind die Ängste, eben erst geschaffene Industriestrukturen zu zerstören, wenig ausgeprägt. Nicht umsonst sind bereits neun der zwanzig größten Technologieunternehmen der Welt in China beheimatet. Diese Unternehmen sind auf der Überholspur, wenn es um digitale Zukunftstechnologien geht und werden ihre Geschwindigkeit weiterhin erhöhen. Durch gezielte nationale Bildungsinvestitionen und den Wissenstransfer der im Ausland studierenden Chinesen wird dieser Transformationsprozess weiter gestärkt. An der Schnittstelle von Hochtechnologie, Automatisierungstechnik und Prozessoptimierung ergeben sich gerade für deutsche Unternehmen hervorragende Absatzchancen, aber auch Potentiale für langfristige bilaterale Technologiepartnerschaften.

Mit der politischen Erkenntnis, fremdes aber auch eigenes geistiges Eigentum stärker zu schützen, räumt Peking Schritt für Schritt ein großes Hemmnis für weitere internationale Technologiepartnerschaften aus dem Weg.

Als kontinentale Technologie- und Exportnation sollte sich Deutschland diesem Wettbewerb stellen und die Chancen für die heimische Industrie nutzen, statt einer nur kurzfristig wirksamen staatlichen Industriepolitik zunehmend mehr politische Aufmerksamkeit zu schenken.